Die Sektion Literatur des Kulturforum Schorndorf veranstaltet im Juli zwei Lesungen in der Q Galerie für Kunst Schorndorf. Das eigene Land, die Region und das Zuhause gewannen in der Pandemie an Bedeutung und eröffnen neue Perspektiven. Unter dem Motto »Daheim« lädt das Kulturforum dazu ein, Autor*innen zu begegnen, die ganz in unserer Nähe leben und schreiben.
Eva Christina Zeller
Ihr neuer Gedichtband »Proviant von einer unbewohnten Insel« führt zu einer winzigen Schäre im åländischen Archipel, zur Küste Irlands, zu Ingmar Bergmans Fårö, aber auch zur Buche am Neckar. Wer Eva Christina Zellers Gedichte liest, taucht ein in eine Welt, in der es die Natur noch gibt. Sie schreibt Hymnen und Verluste. Sie schreibt Gedichte von entlegenen Gegenden und den Rändern der Wahrnehmung – schön, rau und seltsam vertraut.
Eva Christina Zeller (*1960) schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und lebt in Tübingen. Für ihre Lyrikbände erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Thaddäus-Troll-Preis. Aufenthaltsstipendien führten sie nach Irland, auf eine einsame Insel im Åland-Archipel, nach Fårö, Gotland, an den Genfer See und nach Venedig. Einige der neuen Gedichte erschienen schon in »Sinn und Form» und im »Jahrbuch der Lyrik«.
Walle Sayer
Gegenden, Landschaften, Orte, ein Figurenkabinett, die Herkunft, der Historienhauch, das Antlitz der Dinge, Wortfährten, Alltagsbühnen ... »Nichts, nur» versammelt Gedichte und Erzählminiaturen von Walle Sayer aus 35 Jahren: Lesebuch, Kompendium, Querschnitt und Zwischensumme zugleich.
Auszug: »Nichts, nur der Vollmond, der sich spiegelt im ruhigen Wasser, ein an den See entrichteter Obolus der Nacht. Nichts, nur ein paar Raben, Funktionäre der Farbe Schwarz, hocken im Geäst, zerkrächzen die Sicht. Nichts, nur die Runde am Nebentisch. Schaumkronen setzen sie sich auf, erlassen ihre Edikte, danken ab. Nichts, nur: diese Tonfolge, dieser Auftakt.«
»Mitunter, wenn mir der Vers im Satz aufgeht, wenn zwei, drei Sätze mit lyrischen Mitteln eine Erzählfläche abstecken, konzentrisch, mehr abschweifend als ausschweifend, wenn das Gedicht einen Erzählkreis zieht um den poetischen Augenblick, sich zwischen die Formen begibt, Aufzeichnung wird, Eintragung, Essaygedanke, ausufernde Notiz, Litanei ..., entsteht das, was ich Prosagedicht nenne.
Konturiert sich eine Geschichte, hat es etwas von einer Erzählminiatur. Ich glaube, wenn ein Lyriker erzählt, sucht er den Punkt, den Augenblick, die Wendung, den Gedankensprung, mit dem oder durch den Prosaisches in Poesie übergeht.«
Walle Sayer (*1960) lebt in Horb am Neckar und schreibt Gedichte und Prosa. Seit 1994, seit dem legendären Erfolg von »Kohlrabenweißes«, erscheinen seine Bücher in enger verlegerischer Zusammenarbeit mit Hubert Klöpfer. Walle Sayer erhielt über die
Jahre namhafte Stipendien und Auszeichnungen, u. a. den Berthold-Auerbach-Preis, den Thaddäus-Troll-Preis, 2020/21 das Jahresstipendium des Deutschen Literaturfonds.