Wir laden Sie herzlich zur Vernissage der Ausstellung »Paraworlds« ein.
Begrüßung: Ursula Quast, Kunstverein Schorndorf
Einführungsrede: Hendrik Bündge, Kurator 20./21. Jahrhundert, Staatsgalerie Stuttgart
In der Ausstellung »Paraworlds« entwirft Charlie Stein konstruierte Gegenräume zur alltäglichen Realität. Die Künstlerin zeigt darin eine visuelle Strategie der Überzeichnung – Körper werden technologisch überformt, Intimität erscheint als Oberfläche, Emotionen wirken synthetisch aufgeladen. Die gezeigten Arbeiten erschaffen keine Alternativen zur Welt, sondern intensivieren das Bestehende bis zur Unkenntlichkeit – umso einen neuen Blick auf unsere Gegenwart zu ermöglichen.
Die Ausstellung versammelt Werke aus den Serien Virtually Yours, Thesmophoria, Memories Like Hurricanes sowie neue Arbeiten, die teilweise in Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz entstanden sind. Die Bildsprache changiert zwischen Latexhaut und Avatargesten, zwischen digitalem Fetisch und emotionalem Interface. Berührung wird inszeniert, Kontrolle stilisiert, Subjektivität algorithmisch befragt. Im Zentrum steht die Frage, wie Technologien längst Teil unseres affektiven Alltags geworden sind – nicht nur als Werkzeuge, sondern als emotionale Mitspielerinnen. Wir projizieren, wir erinnern, wir begehren durch Maschinen. Paraworlds machen diese Verhältnisse sichtbar, nicht durch Abstraktion, sondern durch ästhetische Verdichtung.
Ein skulpturales Gegengewicht bilden schwarze Kinderfahrzeuge vom Typ Mercedes-Benz G-Klasse – readymadehafte Miniaturen, die zwischen Elternphantasien, industriellem Erbe und musealer Inszenierung oszillieren. In Schorndorf, dem Geburtsort Gottlieb Daimlers, treffen sie auf ihren historischen Ursprung – als stilisierte Repliken technischer Macht, die zugleich intime Projektionsflächen sind.
Paraworlds sind ästhetisch überformte Reflexionsräume – nicht glatt, nicht distanziert, sondern präzise, hyperreal, verletzlich. Die Ausstellung blickt durch das Artifizielle zurück auf das Reale – und legt dabei offen, wie sehr unsere Gegenwart bereits von Bildern, Systemen und Begehrensstrukturen durchzogen ist, die wir längst für selbstverständlich halten.
Eine Ausstellung des Kunstverein Schorndorf e.V. und dem Kulturforum Schorndorf e.V.